Zuckerbrot oder Peitsche

Zuckerbrot oder Peitsche

Führung benötigt Führung

Wenn ich an meine Beratungen in Unternehmen denke, werde ich oftmals gefragt, was bei Mitarbeitenden, wenn es um das Thema nachhaltiges Lernen geht, besser wirkt… Belohnung z.B. in Form von Prämien oder alternativ nichts zu geben. Diese Frage kommt meist, wenn es um die Erreichung von Jahreszielen geht, bei Projekten, bei der Entwicklung von Kompetenzmodellen usw.

Daher möchte ich die Frage heute gerne etwas wissenschaftlich erklären. Grundsätzlich gibt es zwei wesentliche Lerntreiber. Das ist zum einen die Aussicht auf Freude „Belohnungserwartung“ und zum anderen die Angst vor Schmerz „Schmerzvermeidung“.

Ich gebe zu, dass das Wort „Schmerzvermeidung“ nicht so schön klingt, ist aber praktisch ein stärkerer Lernimpuls. Gleichzeitig bringt es aber auch die größeren Probleme mit sich. Unser Gehirn verfährt beim Lernen nach dem Prinzip „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Es scannt zuerst den vorhandenen Erfahrungsschatz und sucht nach passenden Erklärungs- oder Lösungsschablonen.

Die daraus entstehende Tendenz, sich an bekannten Erklärungsmustern zu orientieren, wird „Confirmation Bias“ genannt. Wir suchen lieber nach einer Bestätigung für bereits vorhandene Muster, als dass wir diese infrage stellen. Deshalb ist die Suche nach einer Ergänzung der einfachere Lernweg, denn dadurch werden Erfahrungen abgerufen, an die wir das Neue andocken und so schneller einsortiert werden kann. Auf diese Weise werden messbare Verhaltensänderungen hervorgerufen, ohne dass wir unsere Einstellung verändern müssen, denn das neue Verhalten können wir widerspruchsfrei in bestehende Muster integrieren.

Lernen ist daher ein sehr individueller Prozess und führt bei gleichen Lernimpulsen auch nie bei allen Menschen zum gleichen Lernerfolg. Nur wenn es uns gelingt, Lernprozesse so zu gestalten, dass die individuellen Motive der unterschiedlichen Persönlichkeiten berücksichtigt werden, können wir maximale Lernerfolge errei- chen. Auch hier gilt: Viele Wege führen nach Rom, Sie müssen nur den für sich und der Mitarbeitenden passenden finden.

Was verbirgt sich nun aber hinter den zwei wesentlichen Lerntreibern?

• die Aussicht auf Freude („Belohnungserwartung“) oder anders ausgedrückt, wir machen etwas was uns Spaß macht z.B. Radfahren, Computerspiele, Tanzen. Also Dinge, die wir uns ohne Not aussuchen. In diesen Fällen wollen wir uns praktisch gar nicht wehren besser zu werden und lernen entsprechend schneller.

• die Angst vor Schmerz („Schmerzvermeidung“), wird nicht selten mit frustrierenden Lernerlebnissen verbunden oder mit notgedrungen Dingen wie z.B. „Büffeln“ fürs Abi, den Führerschein zu erlangen oder eine Berufsprüfung zu bestehen.

Auch wenn beide grundsätzlich funktionieren, führen sie doch zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Daher möchte ich Ihnen abschließend noch ein paar Lerntipps geben: Versuchen Sie die individuellen Stärken und persönlichen Grundmotive herauszufinden, schulen Sie Führungskräfte und Mitarbeitende im Bereich der Persönlichkeit, vermeiden Sie bloße Apelle, die haben keinen Einfluss auf das Lernverhalten, sondern gehen Sie über sinnstiftende Kommunikation. Abschließend gesprochen, ist Zuckerbrot also doch motivierender und erfolgreicher als Peitsche.